Historisches Restaurant Dresden Anno 1802
Hofgeschichte
Um 1802 als Wohnhaus für Tagelöhner errichtet, späterer Anbau im Norden für Lager- und Werkraum, 1996 Sanierung und Umbau zur Gaststube und Pension.

Bedeutung
Beispiel für dörfliches Wohnen einer sozial schwachen Bevölkerung ohne landwirtschaftliche Betätigung. Zählt im Zusammenhang mit der Umnutzung zu den vorbildlichen Sanierungsbeispielen Dresdens nach der Wende 1989.
Nach dem Tod ihrer Eltern sitzen 1961 die Geschwister Wycisk beim Notar und legen fest, wie mit dem Haus Hofwiesenstraße 28 zu verfahren ist, welches sie gemeinsam geerbt haben. Nur Schwester Uta aus Burgstädt fehlt. Gemeinsam mit Frida will sie das Grundstück übernehmen, die anderen Geschwister werden mit je
500 Mark ausgezahlt. Damals waren noch alle vier Wohnungen ver-mietet, zwischen zehn und neunzehn Mark betrugen die Mieten.
Doch sind die kleinen Kammern schon damals nicht mehr nach dem Geschmack der Zeit. Auch der Bauzustand des Hauses ist schlecht, 1967 wird es als abbruchreif erklärt. Wenig ändert sich daran, bis Frida Kohlt das Haus, das sie zuletzt allein bewohnte, 1986 verlassen muss. Zu diesem Zeitpunkt sind die Trockenklos noch immer hinter dem Haus und es gibt gerade mal einen Wasserhahn mit Ausguss je Wohnung.
Vor den Wycisks hatte der Fachwerkbau dem Kohlehändler Breuer gehört. Wenige im Dorf erinnern sich noch daran. Sein Lager war im nördlichen Teil des Grundstücks, vielleicht ließ er den Schuppen hinter dem Haus anbauen.
Mit dem Ziel, hier eine Gaststube und Pension einzurichten, nahmen sich Klaus Schumann und Klaus Kurth des Baues an. Die Schäden am Fachwerk wurden beseitigt, der westliche Giebel als Fachwerk neu errichtet. Der Anbau im Norden musste abgetragen werden. In leicht veränderter Form entstand er neu. Die alten Fachwerkbalken wurden mit historischem Material ausgebessert, nichts davon ist zu erkennen. Die nach alten Vorbildern verputzten Ausfachungen und die wiederverwendeten Dachziegel geben dem Bau Leben und Abwechslung. Den Dachbalken war kaum noch Tragfähigkeit zuzutrauen. Es war ein billiger Dachstuhl und die Sparren liefen zum First auf etwa 8 x 8 cm Querschnitt aus. Weil ein stärkeres Dach benötigt wurde, mussten zusätzliche Sparren eingefügt werden.

Klaus Schumann erzählt: Ich bin gebürtiger Gorbitzer und mit der Geschichte meiner Dresdner Heimat sehr verwachsen. Das Hexenhaus ist mir von Kind an gut bekannt. Wir nannten es so. Die heutige Leßkestraße hieß Schulstraße und war im Winter ein beliebter Rodelhang. Wenn wir nicht aufpassten, fuhren wir mit dem Schlitten in die Tür des Hexenhauses und die Bewohner haben geschimpft. Später dann habe ich Maurer gelernt und den Verfall der Häuser erlebt. Mein Schulfreund Klaus Kurth wurde nach meinen Bauingenieur-Studium mein Geschäftspartner. Wir entschlossen uns zu einem damals abenteuerlichen, ja unerhörten Vorhaben: Wir wollten der Kommunalen Wohnungsverwaltung, die damals Eigentümer war, das Hexenhaus abkaufen. Uns tat das Gebäude leid. Das Haus war so marode, dass es auf Abriss stand. Die Kommunale Wohnungsverwaltung ließ nicht mit sich reden. „Wir reißen das Haus ab!" sagten sie. Wir hatten eine einzige Chance: Einen Neuerervorschlag einzureichen. Damit konnten wir bei einem nochmaligem Nein zum Gericht gehen und unser Anliegen zu einen Arbeitsrechtsfall umwandeln. Die Klage war für uns kostenlos. Daraufhin hat die Kommunale Wohnungsverwaltung das Hexenhaus an meinen Mitstreiter Klaus Kurth verkauft. Das war
1989. Vor der Wende noch begannen wir mit der Sicherung, der Ausbau der Pension zog sich dann über Jahre hin. 1997 wurde die Gaststätte eingeweiht.
Ein weiteres dörfliches Gebäude lag dem Hexenhaus gegenüber. Wir kauften und bauten es bis 1997 für Übernachtungen aus.
Quelle:
"Bauernhäuser - Bauernhöfe - Dörfer" Historisch wertvolle Gebäude und Dorfanlagen in der Stadt Dresden
Band 5 - 2007
Manfred Hammer

© Sylvio Dittrich / Ostsächsische Sparkasse Dresden